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MEDICUS
Rund ein Drittel der Hausärzte ist bereits über 60 Jahre alt,
viele von ihnen werden in nächster Zeit einen Nachfolger su-
chen. Hinzu kommt, dass sich nur wenige junge Ärzte vor-
stellen können, auf dem Land zu arbeiten – doch genau dort
wird ärztlicher Nachwuchs dringend gesucht.
Zuständig für eine flächendeckende ambulante Versorgung
im Landesteil ist die Kassenärztliche Vereinigung Westfa-
len-Lippe (KVWL). Wie viele Ärzte sich dabei in einer Stadt
oder Gemeinde niederlassen dürfen, legt die Bedarfsplanung
fest, die vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) be-
schlossen wird. Der G-BA ist das höchste Beschlussgremium
der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte,
Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in
Deutschland. Es ist die Aufgabe der Kassenärztlichen Vereini-
gungen, die Vorgaben der Bedarfsplanungsrichtlinie in kon-
krete Bedarfspläne einfließen zu lassen.
Damit sich die Menschen in Westfalen-Lippe auch weiterhin
auf eine ausreichende ambulante Versorgung verlassen kön-
nen, hat die KVWL verschiedene Maßnahmen ergriffen, um
Ärztliche Versorgung in Westfalen-Lippe:
Versorgungslücken verhindern, bevor sie entstehen
Ob Klinik, Wissenschaft oder Pharmaindustrie – Ärzten stehen nach Medizinstudium und Facharztweiterbildung
viele Türen offen. Eine dieser Türen lassen sie jedoch häufig von vornherein zu: die zur (eigenen) Praxis. Bei den
Allgemeinmedizinern in Westfalen-Lippe ist das langsam spürbar – es droht ein Hausärztemangel.
junge Ärzte für die Praxen zu gewinnen sowie Versorgungs-
lücken zu verhindern, bevor sie entstehen.
Nachwuchskampagne PRAXISSTART
Fördern, Unterstützen und Beraten und das vom Studium
bis zur Niederlassung – so lautet die Maxime der KVWL-
Nachwuchskampagne PRAXISSTART. Mit einem breiten
Informations- und Beratungsangebot sowie verschiedenen
finanziellen Fördermaßnahmen möchte die KVWL den Ärzte
nachwuchs wieder stärker für die Arbeit in der ambulanten
Versorgung, insbesondere als Hausarzt, interessieren. Im
Rahmen sogenannter PRAXISSTART-„Promotage“ besuchen
beispielsweise Experten der KVWL die Universitäten in der
Region, um die Studierenden über ihre beruflichen Perspek-
tiven in der Praxis sowie die KVWL-Fördermaßnahmen zu
informieren. Auch an der wissenschaftlichen Lehre ist die
KVWL mit eigenen Seminaren und einer Gastvorlesung be-
teiligt. Zudem bietet die KVWL den Studierenden finanzielle
Unterstützung an, wenn sie beispielsweise über Praktika, in
der Famulatur oder im Praktischen Jahr Erfahrungen im Pra-
xisalltag sammeln möchten. Darüber hinaus finden jährlich
zahlreiche kostenlose Workshops für Weiterbildungsassisten-
ten und niederlassungsinteressierte Ärzte statt, die sich mit
verschiedenen Aspekten des Praxisalltags beschäftigen.
Ausführliche Informationen zu allen Förder- und Beratungs-
angeboten finden sich unter
www.praxisstart.infoVerbesserte Rahmenbedingungen
Damit sich wieder mehr junge Ärzte für eine Praxis entschei-
den, müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen. So hat
die KVWL beispielsweise mit einer Reform des ärztlichen Be-
reitschaftsdienstes dafür gesorgt, dass Ärzte in ländlichen
Regionen eine ähnlich geringe Anzahl von Notfalldiensten
absolvieren wie ihre Kollegen in den Großstädten. Denn auf-
grund einer insgesamt geringeren Arztdichte auf dem Land
waren die Ärzte dort deutlich häufiger im (Wochenend-)
Einsatz.
Auch bei der Verordnung von Arzneimitteln hat sich vieles
getan in Westfalen-Lippe: Durch die Einführung einer neu-
en Systematik wurden die verordnenden Ärzte im Landes-
REGIONAL.